Am Wochenende erschien in einer Anzeige eine Antwort aus Dänemark. Die Stiftung Femern Belt Development antwortete auf Behauptungen der Kritiker. Wir von beltoffen wollen den Dialog und deswegen müssen auch Fakten Gehör finden. Die Erfahrungen am Öresund betreffen die gleiche Ostsee und die gleiche Bauweise des Tunnels. Insofern ist es nicht nachvollziehbar, dass jahrelange Erfahrung und Planung grundsätzlich in Frage gestellt werden. Dänemark hat, das zeigt der Leserbrief erneut, bei Umwelt, Finanzierung und Belebung des Arbeitsmarktes richtig gute Erfahrungen vorzuweisen. Unsere dänischen Nachbarn beweisen: sie können es.
Packen wir es an, damit wir gemeinsam eine Region mit den Dänen am Belt aufbauen – damit auch Grenzen in den Köpfen verschwinden.
Hier der Wortlaut:
Leserbrief an die LN und Der Reporter
Liebe Beltretter, liebe Nachbarn!
Mein Dank an die Beltretter für die freundlichen Worte zur Nachbarschaft in der Folketidende vom 23. August. Ich als Däne empfinde ebenfalls Freude an meinen Besuchen in Ostholstein, sowohl als Tourist als auch in geschäftlichen Angelegenheiten. Unsere Nachbarregionen haben vieles gemeinsam, was uns in Zukunft noch mehr Annehmlichkeiten verschaffen kann. Deshalb freuen wir uns in Dänemark sehr auf den künftigen Fehmarnbelt-Tunnel und auf die enger werdenden Beziehungen zu Ostholstein.
Eine gut funktionierende Grenzregion, in der wir schnell über den Fehmarnbelt kommen, wird es mit sich bringen, dass wir uns besser kennen lernen – sowohl menschlich als auch kulturell. Das bedeutet auch, dass wir die gemeinsamen Stärken unserer beiden Nachbarregionen, insbesondere im Tourismus, besser nutzen können. Das alles geschieht zum Vorteil und zur Freude der Bürger – jung und alt.
Wenn ihr von den Beltrettern zum Ausdruck bringt, dass es die dänische Regierung sei, die euch einen Tunnel unter dem Fehmarnbelt aufzwingen will, dann vergesst ihr, dass Deutschland und Dänemark 2009 einen Staatsvertrag über den Bau des Fehmarnbelt-Tunnels geschlossen haben. Somit handelt es sich um eine Vereinbarung zwischen zwei Regierungen, die in den beiden Ländern, die den Tunnel wünschen, demokratisch von den Bürgern gewählt wurden. Wir auf dänischer Seite betrachten die Feste Fehmarnbeltquerung als einen Faktor, der das Wachstum schaffen kann, das wir in einer strukturschwachen Region sonst nicht erlangen würden.
Der Fehmarnbelt-Tunnel wird nach den höchsten europäischen Standards gebaut. Die Bauunternehmen müssen gemäß ihren Verträgen strenge Auflagen an den Arbeitsschutz und an die Sicherheit in Bezug auf Umweltbelange in der Produktion und beim Bau erfüllen. Der weitaus größte Teil der Produktion, einschließlich der damit verbundenen Beeinträchtigungen, wird auf dänischer Seite erfolgen.
Wir vertrauen jedoch darauf, dass die Beeinträchtigungen aufgrund der Erfahrungen, die bei Femern A/S und den Bauunternehmerkonsortien aus früheren Bauprojekten vorhanden sind, minimal ausfallen werden. Die Produktionsstätte für die Tunnelelemente in Rødbyhavn wird knapp 3 Kilometer von einer der größten Touristenattraktionen Dänemarks entfernt liegen: Lalandia. Lalandia hat sich aktiv an der Planung der Bauarbeiten beteiligt, und dort hegt man keine Bedenken, dass die Gäste des Parks gestört werden könnten. Im Gegenteil. Auch die sonstigen Tourismusanbieter auf Lolland fürchten sich nicht vor der Bauphase, weil die guten Erfahrungen vom Öresund und vom Großen Belt während der dortigen Bauzeiten keine Veränderungen am Fremdenverkehr gezeigt haben.
Ihr führt an, dass niemand Erfahrung mit dem Bau eines derart langen Tunnels hat. Doch, Dänemark verfügt über langjährige Erfahrung aus dem Bau von festen Querungen über und unter Wasser. Die Umweltgesetzgebung in Dänemark ist mindestens ebenso restriktiv wie die in Deutschland. Wenn ihr behauptet, die Grabarbeiten im Fehmarnbelt würden Schwermetalle und Giftstoffe aufwirbeln, habt ihr die Fachuntersuchungen, die von einer Reiher dänischer, deutscher und internationaler Umweltexperten durchgeführt wurden, ganz eindeutig nicht gelesen oder außer Acht gelassen.
Femern A/S genießt den Respekt der dänischen Umweltorganisationen, die in den vergangenen Jahren eine konstruktiv-kritische Haltung in die Zusammenarbeit eingebracht haben. Die örtlichen Fischer auf Lolland haben die Erfahrung gemacht, dass der Fischfang im Öresund und im Großen Belt heute besser ausfällt als vor dem Bau der beiden festen Querungen. Das Vertrauen darauf, dass am Fehmarnbelt dasselbe geschehen wird, ist groß. Wir Dänen passen gut auf unsere Meeresumwelt in der Ostsee auf.
Die Güterzüge werden künftig weniger Lärm entwickeln als der Lkw-Verkehr von heute, weil die Bahnstrecke elektrifiziert wird. Auch darauf freuen wir uns hier in Dänemark.
Die Finanzierung und die wirtschaftliche Tragfähigkeit des Fehmarnbelt-Tunnels sind eine rein dänische Angelegenheit.
Die dänische Bevölkerung stützt sich auf einen soliden Erfahrungshintergrund vom Öresund und vom Großen Belt. Diese beiden festen Querungen haben sich gar als besonders gute Investitionen für die dänische Gesamtgesellschaft erwiesen, sowohl in Bezug auf die direkten Erträge als auch auf die Volkswirtschaft. Die Investitionen werden mit Sicherheit auch der wirtschaftlichen Entwicklung in Ostholstein zugute kommen, kurzfristig wie langfristig. Dies ist unser Beitrag zu einer gemeinsamen Zukunft, die von Wachstum und Optimismus auf beiden Seiten des Fehmarnbelts geprägt ist.
Wann immer Unsicherheit entsteht, sollte man sich auf zwei Dinge konzentrieren: Wissen und Erfahrung. Wir hoffen, dass ihr auf deutscher Seite von diesen Erfahrungen profitieren werdet. Denn anstatt unsere Unsicherheit darauf zu gründen, was wir glauben, was geschehen wird, sollten wir eben diese Unsicherheit durch vorhandenes Wissen und Erfahrungen beseitigen.
In freundlichem Respekt für die Annahmen, die ihr auf deutscher Seite zum Fehmarnbelt-Tunnel aufgestellt habt, möchte ich daher zu einem Dialog zwischen Gegnern und Anhängern auffordern. Dieser Dialog sollte auf einer faktengebundenen Erörterung des Wissens und der Erfahrungen erfolgen, die aus früheren Projekten vorliegen.
Wir sollten also gemeinsam unser Augenmerk auf die Möglichkeiten richten, die entstehen. Und natürlich auf die Beeinträchtigungen, die über einen gewissen Zeitraum eintreten werden.